Die Moore im Tiroler Bezirk Kitzbühel

Entstehung von Mooren


Die Mehrzahl der mitteleuropäischen Übergangs- und Hochmoore hat ihre Entstehung der letzten Kaltzeit (Weichsel- bzw. Würm-Kaltzeit) zu verdanken. Nachdem sich vor etwa 12.000 Jahren die Inlandvereisungen im Nordosten Deutschlands, in den Mittelgebirgen und in den Alpen langsam zurückzogen, konnten sich wieder vermehrt Pflanzen ansiedeln. Moose gehörten zu den ersten Einwanderern, zumal sie (zusammen mit einigen anderen kälteresistenten Pflanzenfamilien) aus Mitteleuropa nie gänzlich verschwunden waren. Sie hatten (wie wenige andere Pflanzen sowie die Flechten) die Kaltzeiten in den nicht vergletscherten Gebieten, einer Tundra überlebt.

Teils bildeten sie sich die Moore in verlandenden Bereichen von Seen über Seeton (Entwicklung aus Sumpf und Niedermoor. s.u.), teils aber auch in Senken niederschlagsreicher Gebiete, wo sich das Wasser über undurchlässigen Erdschichten (vor allem Ton) sammelte. Nach der letzten Kaltzeit herrschten in Mitteleuropa zudem noch längere Zeit Dauerfrostböden vor, die während der warmen Jahreszeit nur oberflächlich, d.h. über etliche Dezimeter auftauten. Bei damals meist noch verhältnismäßig kühlem Klima, einer recht kurzen Vegetationsperiode und einer Sperrschicht aufgrund des Permafrostbodens im Untergrund von Mulden waren ideale Bedingungen für das Wachsen von Torfmoospolstern gegeben. Solche Bedingungen herrschen heute z.B. noch in weiten Teilen Nordeuropas sowie in Westsibirien und Nordamerika.

Haben sich Torfmooskörper erst einmal etabliert, sorgen sie (bei nicht zu extrem veränderten Bedingungen) aufgrund ihrer enormen Wasserspeicherfähigkeit und der Abgabe von Wasserstoffionen (siehe: Torfmoos) für ein selbsterhaltendes System, das nur durch weitgehende Abtragung der Vegetation und des Torfs sowie Aufschüttung zerstört werden kann - dann allerdings auch unwiderruflich.

Dieses ökologische System ist mit dem des tropischen Regenwalds vergleichbar, in dem es so gut wie keine Humusschicht gibt. Auch der tropische Regenwald ist ein selbsterhaltendes Milieu durch das ständige Werden und Gehen von Organismen. Bei Rodungsmaßnahmen bleibt unfruchtbarer, saurer Untergrund zurück, der nur durch massive Düngung landwirtschaftliche Erträge bringt und trotz der täglichen Regenfälle sehr oft versteppt.

Die großflächige Zerstörung von Mooren begann in Mitteleuropa im Rahmen der Fehnkultur und später der Deutschen Hochmoorkultur. Damit verschwanden vor allem in Norddeutschland und in den Niederlanden zugunsten von Siedlungs- und Landwirtschaftsflächen riesige Moorgebiete.

Schematische Darstellung der Moorentstehung im Verlauf der Verlandung eines Sees:


See (2) mit Seekreide (3) und Tonmudde (4) über dem Ausgangsgestein (1). Der Grundwasserspiegel entspricht in etwa dem Wasserspiegel des Sees.


Beginnende Verlandung mit Ausdehnung des Röhrichtgürtels, Algenbildung und sich ansiedelnder Moose


Weitgehende Verlandung des Sees. Auf Ablagerungen siedeln sich Gehölze an. Dazwischen befindet sich Sumpf bzw. entstehendes Niedermoor.


Ein Niedermoor mit erster Ansiedlung von Torfmoosen (5) ist entstanden. Im Bereich der Torfmoos-Polster verkümmern viele Gehölze bzw. sterben aufgrund des zunehmenden Nährstoffmangels ab.


Im Übergangsmoor hat ein Großteil der Torfmoosbestände bereits den Anschluss an das Grundwasser verloren. Sie erhalten die Feuchtigkeit nun vor allem durch Niederschläge, die sie speichern.


Im weiteren Verlauf wachsen die Torfmoos-Polster kontinuierlich in die Höhe, so dass ein uhrglasförmiges Profil entsteht. Im sauren, oligotrophen Milieu des Hochmoors können sich nur noch wenige, besonders angepasste Organismen behaupten.

Diese Darstellung ist sehr stark vereinfacht. Die Entwicklung eines verlandenden Sees bis zum Übergangs- und Hochmoor nimmt mehrere tausend Jahre in Anspruch. Der skizzierte Bewuchs in den obigen Zeichnungen kann deshalb niemals der Realität entsprechen und ist symbolisch zu sehen.