Die Moore im Tiroler Bezirk Kitzbühel

Sphagnum


Es gibt wahrscheinlich kaum ein Zwischen- und Hochmoor ohne Torfmoos (Sphagnum, auch als "Bleichmoos" bezeichnet). Das Vorhandensein dieser Moose ist für das Wachsen eines Moors von maßgeblicher Bedeutung. Torfmoose leben i.d.R. ohne Zugang zum Ausgangssubstrat, d.h. dem Erdreich, sondern auf abgestorbenem, unvollkommen zersetztem Pflanzenmaterial (Torf).


Sphagnum sp. (Torfmoos/St. Jakob i.H.). Weshalb das Torfmoos auch als Bleichmoos bezeichnet wird, erkennt man auf dem Foto rechts oben.

Die Torfmoose gehören zu den Laubmoosen (Bryophyta) und hier zur Unterklasse Sphagnidae. In dieser Klasse gibt es jeweils nur eine Ordnung (Sphagnales), Klasse (Sphagnaceae) und Gattung (Sphagnum) mit rd. 30 Arten in Mitteleuropa. Torfmoose kommen fast ausschließlich an nassen und sauren Standorten vor. Die Bestimmung der einzelnen Arten ist schwierig.

Die Blättchen sind rippenlos sowie in Grün- und Wasserzellen differenziert. Die Sporenkapseln sind ungestielt.

Torfmoose, die keine echten Wurzeln besitzen, sind in der Lage, dem Regenwasser sehr effektiv geringste Spuren von Nährstoffen zu entziehen. Sie geben zudem Wasserstoffionen an ihre Umgebung ab, wodurch diese immer saurer wird, und können sich damit gegenüber Konkurrenten behaupten, denen das saure Milieu nicht zusagt. Während längerer niederschlagsfreier Perioden reduzieren diese Moose ihren Stoffwechsel auf ein Minimum, um bei erneut einsetzendem Niederschlag das Wasser in den Speicherzellen der Blättchen (Hyalinzellen) aufzunehmen. Die Pflanzen können damit bis zum 30fachen ihrer Trockenmasse an Wasser speichen.


Mikroskopisches Bild der Zellstruktur eines Sphagnum-Batts (Sphagnum palustre), 400x

Im Vergleich dazu die die ganz andere Zellstruktur eines Laubmooses der Unterklasse Bryidae, das ebenfalls gerne auf feuchtem Untergrund wächst:


Mikroskopisches Bild eines Sternmoos-Blatts (Mnium stellare), Vergrößerung: 400x

Details zur Zellstruktur eines Sphagnum-Blatts:


1 = Chlorozyt, 2 = Verstärkungsspange, 3 = Hydrozyt (Wasserzelle, Hyalinzelle), 4 = Wandpore (nach: Kremer 2010, S. 165)

Leider fehlen mir bisher ausreichende Kenntnisse, um die bei uns vorkommenden Sphagnum-Arten bestimmen zu können. Deshalb bleibt es vorerst überwiegend bei Sphagnum sp. Gemäß verschiedener Vegetationskartierungen und einzelner Belege kommen in den Mooren unseres Bezirks die folgenden Torfmoose vor:

  • Sphagnum angustifolium
  • Sphagnum capillifolium
  • Sphagnum centrale
  • Sphagnum compactum
  • Sphagnum cuspitatum
  • Sphagnum fallax
  • Sphagnum magellanicum
  • Sphagnum nemoreum
  • Sphagnum palustre
  • Sphagnum papillosum
  • Sphagnum quinquefarium
  • Sphagnum recurvum
  • Sphagnum rubellum
  • Sphagnum tenellum
  • Sphagnum warnstorfii